Einfuhren von Waren aus England nach dem Brexit – Ein vertiefter Blick auf aktuelle Regelungen und das REX-System

Der Brexit hat die Handelslandschaft zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union grundlegend verändert. Als Zollexperte stehe ich täglich vor der Herausforderung, Unternehmen beim Navigieren durch die neuen Zollvorschriften zu unterstützen. Besonders beim Import von Waren von England nach Deutschland gibt es eine Vielzahl von Aspekten, die beachtet werden müssen. Neben den allgemeinen Regelungen ist das Registered Exporter System (REX) von besonderer Bedeutung. Lassen Sie uns diese komplexen Themen detaillierter betrachten.

 

Veränderte Rahmenbedingungen für die Einfuhr

Mit dem Brexit sind Warenbewegungen zwischen England und Deutschland nicht mehr als innergemeinschaftliche Transaktionen zu behandeln, sondern als Importe aus einem Drittland. Dies zieht umfangreiche zollrechtliche Verpflichtungen nach sich:

 

Zollanmeldungen: Für jede Warensendung aus England ist eine detaillierte Zollanmeldung erforderlich. Dies erfordert eine genaue Klassifizierung der Waren gemäß dem Zolltarif, eine Bewertung des Warenwerts und den Nachweis des Warenursprungs.

 

Einfuhrumsatzsteuer: Auf Warenimporte wird die deutsche Einfuhrumsatzsteuer fällig. Die Höhe orientiert sich am Wert der Waren und dem anwendbaren Umsatzsteuersatz.

 

Zollkontingente und -tarife: Je nach Warenart können unterschiedliche Zolltarife oder Kontingente zur Anwendung kommen. Diese sind oft abhängig von Handelsabkommen oder spezifischen Vereinbarungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich.

 

Präferenznachweise und das REX-System: Um von präferenziellen Zolltarifen profitieren zu können, müssen Waren bestimmte Ursprungsregeln erfüllen. Das REX-System ermöglicht es Exporteuren, selbst eine Ursprungserklärung abzugeben, was den Importprozess vereinfacht.

 

 

 

 

Das REX-System im Detail

Das REX-System ist eine Initiative der Europäischen Union, die darauf abzielt, den Handel zwischen der EU und bestimmten Drittländern zu erleichtern. Exporteure, die im REX-System registriert sind, können selbst Ursprungserklärungen für ihre Waren ausstellen. Dies ist besonders relevant für Importeure in der EU, da es den Nachweisprozess für den präferenziellen Ursprung der Waren vereinfacht.

 

Beispiel: Import von Maschinenteilen aus England

Ein deutsches Maschinenbauunternehmen möchte spezialisierte Maschinenteile aus England importieren. Hier sind die Schritte, die berücksichtigt werden müssen:

 

Überprüfung der REX-Registrierung: Zunächst muss das deutsche Unternehmen sicherstellen, dass der britische Lieferant im REX-System registriert ist und die Maschinenteile den Ursprungsregeln des relevanten Handelsabkommens zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich entsprechen.

 

Ursprungserklärung: Der britische Exporteur gibt auf der Handelsrechnung eine Ursprungserklärung ab. Diese Erklärung ist essenziell, um bei der Einfuhr die präferenziellen Zolltarife in Anspruch nehmen zu können.

 

Zollanmeldung und -abwicklung in Deutschland: Das deutsche Unternehmen reicht die Zollanmeldung, inklusive der Ursprungserklärung, elektronisch ein. Der deutsche Zoll prüft die Unterlagen und gewährt bei Erfüllung aller Voraussetzungen die präferenzielle Zollbehandlung.

 

Einfuhrumsatzsteuer und Zollgebühren: Nach der Zollfreigabe entrichtet das Unternehmen die fällige Einfuhrumsatzsteuer und gegebenenfalls reduzierte Zollgebühren.

Fazit:

Die Einfuhr von Waren von England nach Deutschland post-Brexit stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen, bietet jedoch auch Chancen, durch strategische Planung und Nutzung der vorhandenen Ressourcen wie dem REX-System Effizienz und Kosteneinsparungen zu realisieren. Das REX-System, ein Schlüsselelement in den neuen Handelsbeziehungen, erleichtert den Nachweis des präferenziellen Warenursprungs und ermöglicht es Unternehmen, präferenzielle Zolltarife effektiv in Anspruch zu nehmen. Dies setzt jedoch eine sorgfältige Vorbereitung und ein tiefes Verständnis der relevanten Prozesse und Regelungen voraus.

Die erfolgreiche Navigation durch die Zollprozesse in der Post-Brexit-Ära erfordert Engagement, strategische Planung und ein proaktives Management. Indem Unternehmen sich dieser Herausforderungen bewusst sind und entsprechend handeln, können sie nicht nur potenzielle Hürden überwinden, sondern auch neue Möglichkeiten für Wachstum und Expansion erschließen.

 

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